Im Interview: Mutstifter Patrick Herrmann

„Wir denken wir sind mutig, aber wenn es drauf ankommt, sind wir es oft gar nicht.“

Er verließ die Schule mit 18 Jahren ohne eine Idee, was er werden wollte, und ohne eine ernst zu nehmende Option auf dem Arbeitsmarkt. Um zunächst einmal „aufgehoben“ zu sein, ging er zur Bundeswehr. Viele Jahre hatte er keinen Plan, wie er sein Leben leben sollte, machte Schulden, versuchte sich als selbstständiger Tätowierer und Nageldesigner. Heute ist Patrick Herrmann studierter Pädagoge, Coach und Berater für positive Psychologie, Körpersprache-Trainer und Speaker. Als „Mutstifter“ richtet er sich an Menschen, die in ihrem Leben, privat oder beruflich, in Veränderungsprozessen oder vor herausfordernden Situationen stehen.

EREIGNISHAUS: Herr Herrmann, was hat Ihnen geholfen, aus Ihrer Ziellosigkeit herauszukommen und Entscheidungen zu treffen?

Patrick Herrmann: Rückblickend würde ich sagen, es gab drei Wendepunkte in meinem Leben. Der erste Wendepunkt war meine Frau Yvonne. Durch sie veränderte sich mein Umgang und Freundeskreis und ich merkte, dass ich oft in Gesprächen gar nicht mitreden konnte. Ich hatte eine Meinung, konnte diese aber nicht begründen. Ich habe wirklich von mir gedacht, ich sei dumm. Deshalb habe ich mir Bücher über Allgemeinwissen gekauft und diese durchgearbeitet. Das war der Anfang eines extremen Buchkonsums. Ich habe schnell gemerkt, dass mich vor allem die Psychologie fasziniert, habe Freud und Nietzsche gelesen. Mit dem Lesen veränderte sich mein Mindset. Der zweite Wendepunkt war die Geburt unseres ersten Kindes. Ich habe mich zwei Jahre von der Bundeswehr freistellen lassen. Da war ich nach der Schule hingegangen, um erst einmal aufgefangen zu sein. In dieser Phase zu Hause mit Kind, die die schönste meines Lebens war, habe ich mich mit 34 Jahren entschlossen, das Abitur nachzumachen. Ich wollte es mir zeigen. Naja, und wenn man die richtigen Entscheidungen trifft, gehen die richtigen Türen auf.

EREIGNISHAUS: Welche Tür ist für Sie aufgegangen?

Patrick Herrmann: Ich bin mit meiner Abiturklasse auf eine Freizeit gefahren und traf dort meinen zukünftigen Mentor Andreas Lukai, der bei dem international bekannten Körpersprache-Trainer Samy Molcho gelernt hatte. Dies war sozusagen der dritte Wendepunkt in meinem Leben. Er hat mich komplett in meiner Gedankenwelt hinterfragt und mir als erster Mensch in meinem Leben vermittelt, dass ich nicht nur Schwächen, sondern auch Stärken habe. Er hat mir eine Ausbildung zum Trainer angeboten. Im Gegenzug sollte ich für ihn Seminare geben. Das war der beste Deal meines Lebens. Ich sage immer, seitdem ich diesen Job mache, muss ich nicht mehr arbeiten.

EREIGNISHAUS: Ab da waren Sie also im Seminargeschäft?

Patrick Herrmann. Ja. Ich habe mich entsprechend weitergebildet, habe zunächst viele Schul-, später dann Unternehmensseminare gegeben. Ich habe dann tatsächlich noch vier Jahre Soziale Arbeit studiert und eine Ausbildung zum Coach „Positive Psychologie und Beratung“ gemacht. Mein nächstes Ziel ist es, den Master zu machen. Allerdings gibt es den in Deutschland noch nicht.

EREIGNISHAUS: Wie sind Sie zum Speaker geworden?

Patrick Herrmann: Auf einer Konferenz mit dem Titel „Konferenz des Scheiterns“ wurde ich angesprochen, ich solle über meinen persönlichen Lebensweg berichten, weil der doch etwas unüblich sei. Das habe ich getan, von meinem Weg erzählt und die Leute waren begeistert. Daraus haben sich meine Themen entwickelt. Mut zur Digitalisierung, Mut zum eigenen Ich und ähnliche Themen.

EREIGNISHAUS: Wie sind Sie auf das Konzept „Mutstifter“ gekommen?

Patrick Herrmann: Das hat sich im Laufe der Jahre mit meiner persönlichen Entpuppung entwickelt. Ich habe sehr viel in der Zeit mit meinem Mentor gelernt, zum Beispiel zu meinen Gefühlen zu stehen, meine Ängste abzulegen. Da habe ich gemerkt: Ich glaubte immer, ich sei mutig, aber in den entscheidenden Situationen war ich es nicht.

EREIGNISHAUS: Wie definieren Sie Mut?

Patrick Herrmann: Es gibt eigentlich keine richtige Definition und auch kaum Studien. Während meiner Zeit an der Uni habe ich eine Meta-Analyse zu dem Thema gemacht und bin zu folgendem Schluss gekommen: Mut ist das Handeln in Richtung eines moralisch lohnenden Zieles trotz Angst, Risiko und Unsicherheit. Das heißt also, es gibt drei Faktoren: die Überwindung von Angst, moralisch lohnendes Handeln und das Eingehen eines Risikos. Es kommt nicht oft vor, dass alle drei Faktoren zusammenkommen.

EREIGNISHAUS: Was sind die wichtigsten Elemente Ihres mutstiftenden Konzeptes?

Patrick Herrmann: Ich arbeite mit den Stärken der positiven Psychologie und auf der Basis von Systemischem Coaching. Die positive Psychologie gibt es seit rund 20 Jahren. Üblicherweise kommt ein Klient und man hinterfragt, was nicht gut läuft. In der positiven Psychologie hinterfragt man, was gut läuft. Man arbeitet stärkenorientiert und hinterfragt, welche Stärken der Mensch nutzen kann, um mit Widrigkeiten klarzukommen. Mir geht es in meinen Coachings und gerade auch in meinen Vorträgen nicht darum, dass die Leute konsumieren. Sie sollen nicht einfach eine gute Zeit haben, sondern ernsthaft nachdenken. Jeder Mensch weiß, dass er oder sie mindestens eine Entscheidung vor sich hat, die getroffen werden muss. Jeder hat diese eine Sache, vor der er sich fürchtet. Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass sie sich etwas vormachen, dass sie wirklich etwas ändern müssen. Nur zuhören und sich inspiriert fühlen, reicht nicht. Ich möchte wachrütteln. Die Leute sollen mich nicht feiern, sondern verstehen, dass man durch Schmerz besser werden kann. Ein Splitter im Fuß muss rausgezogen werden. Sonst tut es weiter weh und irgendwann entzündet es sich.

EREIGNISHAUS: Herr Herrmann, herzlichen Dank!

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